Unter welchen Bedingungen arbeiten Professorinnen am KIT?

Um die Chancengleichheit unter den Professorinnen und Professoren zu evaluieren, analysiert eine systematische, mehrmalige Erhebung die Situation der Professorinnen am KIT. Die ersten Ergebnisse zeigen markante geschlechtsspezifische Unterschiede – wenn auch nicht unbedingt dort, wo manche sie erwarten würden. Zugleich weisen sie darauf hin, dass „Geschlecht” eine Kategorie unter mehreren ist, wenn es um die Zufriedenheit am Arbeitsplatz geht.

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Unter welchen Bedingungen arbeiten Professorinnen am KIT und wie geht es ihnen dabei? Die „Erhebung der aktuellen Situation von Professorinnen“ gibt darauf belegbare Antworten. Grundlage ist eine sowohl quantitative als auch qualitative Datenerhebung über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren ab Februar 2021 unter Federführung des Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS). Etliche Organisationseinheiten, die KIT-Bereiche sowie Einzelpersonen aus dem KIT standen dem CEWS bei der Datenerfassung zur Seite. Zum einen galt es, die drei Datenquellen der Studie – Infos zu Einkommen, Ausstattung und Ressourcen der zwischen 2015 und 2020 ans KIT berufenen Professorinnen und Professoren, Onlinebefragung sämtlicher Professorinnen und Professoren, vertiefende Interviews mit zehn Professorinnen – sachgerecht zu evaluieren.

Zum anderen folgte das Projekt einem partizipativen Ansatz, dem gemäß sich Durchführende, Betroffene, die wissenschaftlichen Chancengleichheitsbeauftragten und Präsidiumsmitglieder wiederholt zum Meinungsaustausch trafen. „Dieser Lenkungskreis hat insgesamt fünf Workshops bestritten", berichtet Projektleiterin Katrin Klink, ehemalige Leiterin der Abteilung Chancengleichheits- und Diversitätsmanagement (CDM) der Dienstleistungseinheit Personalentwicklung und Berufliche Ausbildung (PEBA). „KIT-spezifische Impulse zur Gestaltung der Studie, zur Reflektion und Einordnung der ersten Ergebnisse sowie zur Ableitung von Handlungsempfehlungen konnten auf diese Weise eingeholt und weiterbearbeitet werden“, sagt Klink.

Kein Gender Pay Gap

Vergleichbare Studien hatten die Erwartung geweckt, auch am KIT werde ein geschlechtsspezifisches Lohngefälle, der berüchtigte Gender Pay Gap, auszumachen sein. Doch ob Grundgehalt, Zulagen, Berufungs- oder Bleibeleistungsbezüge: In der betrachteten Stichprobe pendelte sich der Median zwischen den Geschlechtern – bei geringen Ausschlägen zur einen oder zur anderen Seite – stets ausgesprochen mittig ein. Bei den sogenannten einmaligen Mitteln (Geld für Investitionen aus dem präsidialen Berufungsbudget) liegen die Professorinnen sogar deutlich vorne. „Für die zwischen 2015 und 2020 als W1 Tenure-Track und W3 berufenen Professorinnen und Professoren konnten wir bei Besoldung und Leistungsbezügen sowie beim Zugang zu Ressourcen quasi keinen Gender Pay Gap und insgesamt keine oder nur geringe Geschlechterunterschiede feststellen“, erklärt Nathalie Lenges, Projektkoordinatorin der ersten Erhebung.

Unterschiede bei der Gesamtbefragung

Zahlen sind freilich nicht alles, um eine Arbeitssituation in der Tiefe zu erfassen; auch Begegnungen, Stimmungen und inneres Bewerten schaffen Fakten. In diesem Bereich des Erlebens förderte die Onlinebefragung aller Professorinnen und Professoren markante Unterschiede zwischen den Geschlechtern zutage. So empfindet gerade einmal die Hälfte der Professorinnen ihre Vergütung als angemessen. Auch gegenüber den Randbedingungen ihrer Arbeit, etwa dem Status der Professur, der Reputation des Fachs oder dem Umfang an Sorgeverpflichtungen, zeigen sie sich kritischer als ihre Kollegen.

Zudem gaben Professorinnen deutlich häufiger an, Benachteiligungen und verbale Übergriffe erlebt oder beobachtet zu haben – sei es in Bezug auf das Geschlecht oder bei Angriffspunkten wie Alter, Nationalität und körperlicher Erscheinung. Auch scheint der tägliche Kampf um die Balance zwischen Leben und Arbeit die weiblichen Führungskräfte stärker zu belasten. „Geschlecht“, ergänzt Projektleiterin Katrin Klink, „ist allerdings nicht die einzige Dimension, die Arbeitsbedingungen und Arbeitsatmosphäre beeinflusst. Gerade unsere Onlinebefragung deutet auf manchen geschlechterübergreifenden Veränderungsbedarf hin – zum Beispiel beim administrativen Arbeitsaufwand.“

Ob übergreifend oder spezifisch bei Professorinnen: Nun, da die Punkte, auf die es ankommt, ermittelt sind, wollen die Verantwortlichen sich ihrer auch annehmen. Konkrete Umsetzungsschritte sind bereits abgeleitet; die Vorbereitung der 2024 anlaufenden Folgeerhebung gehört dazu.